Das Zeitalter der Digitalisierung bietet IT-Experten viele Chancen. Über ihre beruflichen Aussichten müssen sie sich keine großen Sorgen machen - jedenfalls wenn sie ihr Handwerk verstehen. Eine Ausgangslage, die gleichermaßen auch für IT-Unternehmen gilt. Was hier möglich ist, macht Adesso seit Jahren vor. Der Umsatz stieg von 2014 bis 2020 von 156,9 Millionen auf 523,4 Millionen Euro. Ein Anstieg, der die Gesellschaft mit ihren über 5300 Mitarbeitern zu einem der größten deutschen IT-Dienstleister macht.

Die Wachstumsdynamik ist weiterhin ungebrochen. Im ersten Halbjahr 2021 stieg der Umsatz um 31 Prozent auf einen neuen Halbjahreshöchstwert von 322,4 Millionen Euro. Über 25 Prozentpunkte davon waren organisch. Das operative Ergebnis Ebitda kletterte auch exklusive des Einmaleffekts von 17,7 Millionen Euro aus dem Verkauf der E-Spirit Group um 76 Pro- zent auf 38 Millionen Euro.

Im Gesamtjahr strebt der Vorstand einen Umsatz von über 600 Millionen Euro an und ein Ebitda von 89 Millionen Euro - nach 60,4 Millionen Euro im Jahr 2020. Nach den starken ersten sechs Monaten spricht einiges dafür, dass Adesso die unveränderten Vorgaben vermutlich sogar übererfüllen kann.

Die Akteure am Aktienmarkt sind in dieser Hinsicht und mit Blick auf die weiteren Geschäftsaussichten jedenfalls sehr zuversichtlich. Das belegt ein Aktienkurs, der bis Anfang September von einem Rekord zum nächsten jagte. Seit Mitte März 2020 kommt die Notiz in der Spitze auf einen Anstieg von satten 451 Prozent.

Weiteres Wachstum geplant

Geht es nach dem Gros der Analysten, ist das Ende der Fahnenstange noch immer nicht erreicht. Ganz besonders optimistisch ist diesbezüglich Warburg Research. Als Reaktion auf die Halbjahreszahlen erhöhten die dortigen Analysten ihr Kursziel von 145 Euro auf 240 Euro!

Das ist eine außergewöhnlich starke Anpassung der Zielvorgabe und hat nicht nur mit der aktuellen Geschäftsdynamik zu tun, sondern auch mit den als weiterhin als sehr gut eingestuften Perspektiven. Sehr optimistisch blicken auch die Verantwortlichen bei Adesso nach vorn. Mindestens doppelt so schnell wie der Markt soll das Unternehmen wachsen und eine überdurchschnittlich hohe operative Marge erzielen. Laut dem Unternehmen wird "der Ausbau zu einem in Zentraleuropa führenden IT-Beratungshaus für branchenspezifische Geschäftsprozesse" anvisiert.

Beim Versuch, diesen Plan erfolgreich umzusetzen, hilft die zukunftsträchtige Aufstellung. Mit Bereichen wie Business Intelligence, Big Data, Machine Learning, künstliche Intelligenz, Cloud Computing, Internet der Dinge und Blockchain-Ansätzen mischt Adesso in aussichtsreichen Wachstumsfeldern mit.

Die Expansion der mit Standorten in Deutschland, weiteren in Europa, der Türkei und den USA vertretenen Gesellschaft soll unter anderem mithilfe eines regionalen Ausbaus, aber wie schon in der Vergangenheit auch mit Zukäufen erfolgen. Vor allem soll es jedoch zu einer Aufstockung des Sortiments an eigenen Softwareprodukten kommen und zur Erschließung neuer Branchen. Verstärkte Aktivitäten soll es dazu im Bankenbereich, im Gesundheitssektor, in der Fertigungsindustrie sowie den Branchen Versorger und Einzelhandel geben.

Ein Orchester an Möglichkeiten

Das mag zwar etwas ehrgeizig klingen, doch das Konzept ist - auch mit Blick auf die Firmenhistorie - schlüssig. Adesso konnte im Schnitt von 2010 bis 2020 ein jährliches Umsatzwachstum um fast 20 Prozent verbuchen. Das spricht für ein funktionierendes Geschäftsmodell.

In Zukunft dürfte zudem der gute Ruf des Unternehmens auf dem Arbeitsmarkt helfen. Adesso punktet mit Auszeichnungen als branchenübergreifend bester Arbeitgeber seiner Größenklasse in Deutschland sowie mit der Erstplatzierung unter den IT-Arbeitgebern im Jahr 2020. Diese Auszeichnung erhielt die Firma bereits 2016 und 2018. In Zeiten knapper IT-Fachkräfte ist das sicherlich ein großer Vorteil.

Als positiv für Anleger ist aus unserer Sicht auch die Aktionärsstruktur zu werten. Der Aufsichtsrat ist mit 45,8 Prozent am Grundkapital beteiligt. Folglich sitzen wichtige Insider mit den außenstehenden Aktionären in einem Boot. Der Aufsichtsrat dürfte ein waches Auge darauf haben, dass Adesso sich bei der Expansion nicht übernimmt. Dazu hat der Vorstand verlauten lassen, dass er Wachstum, solide Finanzen und Ertragsstärke in einem ausgewogenen Verhältnis weiterentwickeln will.

Spannend sind auch die Langfristschätzungen von SMC Research zu Adesso. Die Analysten sehen in ihrer Modellrechnung den Umsatz von 2020 bis 2028 von 523,4 Millionen auf 1461 Millionen Euro steigen. Zudem soll es mit dem Ergebnis je Aktie von 3,39 auf 14,54 Euro nach oben gehen. Das liest sich, als ob SMC Research die Einschätzung des Adesso-Vorstands teilt, wonach man noch über viele Möglichkeiten verfügt. Der Kurs ist zwar kurzfristig etwas heißgelaufen, wie der große Abstand zur 200-Tage-Durchschnittslinie bei 126,35 Euro zeigt, aber langfristig gesehen ist der Titel auch für uns weiterhin ein "Kauf". Wir heben Kursziel und Stoppkurs an.

Auf Jahressicht konnte der Titel bereits um über 150 Prozent zulegen. Anfang September ging die Aktie in eine Korrekturphase über. Mit Neuengagements sollte man noch etwas warten. Empfehlung: Kaufen